Hannover

Artikel vom 21.02.2025

Planen und Bauen

Nachhaltige Immobilien: Gesetzliche Rahmenbedingungen und globale Ziele

Nachhaltigkeit ist ein entscheidender Faktor für den Wert und die Zukunftsfähigkeit von Immobilien. Globale Ziele und sich entwickelnde gesetzliche Rahmenbedingungen beeinflussen die Immobilienbranche massiv. Im Folgenden wird ein Überblick gegeben, was das konkret für Immobilieneigentümer und Investoren bedeutet.

Nachhaltige Immobilien: Gesetzliche Rahmenbedingungen und globale Ziele

Globale Nachhaltigkeitsziele als Fundament

Die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen (UN) bilden das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung. Diese Ziele sind eine „Strategie für eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, ökologischer und sozialer Ebene“. Dies bedeutet, dass wirtschaftliche, ökologische und soziale Aspekte gleichberechtigt berücksichtigt werden müssen. Die SDGs haben weltweite Auswirkungen und beeinflussen auch die Europäische Union, Deutschland und Unternehmen bis hin zu privaten Immobilieninvestoren.

Das Pariser Klimaschutzabkommen, das seit dem 1. Januar 2016 in Kraft ist, setzt einen verbindlichen Rahmen für die Reduktion von Treibhausgasemissionen.

Europäische Initiativen zur Förderung der Nachhaltigkeit

Der European Green Deal ist eine umfassende Strategie der Europäischen Union zur Förderung der Nachhaltigkeit. Ein zentrales Element ist die „Förderung der Kreislaufwirtschaft“. Ziel ist es, Ressourcen effizienter zu nutzen und Abfälle zu vermeiden.

Die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) erfordert eine detaillierte Berichtserstattung auf Unternehmens- und Produktebene bezüglich Nachhaltigkeitsrisiken und ESG-Faktoren (Environmental, Social, Governance). Unternehmen müssen Informationen auf ihrer Website präsentieren und in Jahresberichten veröffentlichen.

Die EU-Taxonomie-Verordnung (2020/852/EU) legt Berichtsanforderungen fest, die Unternehmen dazu verpflichten, den Anteil ihrer Umsätze, Investitionsausgaben und Betriebsausgaben zu berichten, der die Kriterien der Taxonomie-Verordnung erfüllt.

Nationale Umsetzung in Deutschland

Deutschland setzt das Pariser Abkommen und den European Green Deal durch eigene Gesetze um. Das Klimaschutzgesetz (KSG) setzt verbindliche Ziele zur Reduktion von Treibhausgasemissionen in allen Wirtschaftsbereichen. Die aktuellste Fassung ist vom 16.07.2024. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) definiert konkrete Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden. Die aktuellste Fassung ist vom 01.01.2024.

Um die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu bewerten und zu zertifizieren, gibt es verschiedene Systeme am Markt:

DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen): Ein umfassendes System, das ökologische, ökonomische, soziokulturelle und funktionale Aspekte berücksichtigt. Die DGNB bietet Zertifizierungen für verschiedene Gebäudearten und Nutzungsprofile an. Sie gilt als eingetragener Verein als eine Non-Profit-Organisation und hat mit ca. 55 % Marktanteil in Deutschland die derzeit höchste Relevanz.

ESG (Environmental, Social & Governance): Ein EU-weites Bewertungssystem, das auf der EU-Taxonomie basiert. Es kann für Neubauten und Bestandsgebäude angewendet werden. Die Zertifizierung wird in Deutschland von der DGNB übernommen und kann zusammen erfolgen da es viele Überschneidungen bei den Anforderungen gibt.

KFN (Klimafreundlicher Neubau) / QNG (Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude): Ein System des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen zur Förderung von energieeffizienten Neubauten. Das QNG-Siegel baut auf den KFN-Anforderungen auf. Die Förderung von Bauvorhaben basieren auf den Regelungen der BEG Neubauförderung und werden von der KfW umgesetzt.

BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method): Ein internationales Zertifizierungssystem, das verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit bewertet, darunter Management, Gesundheit und Wohlbefinden, Energie, Transport, Wasser, Material, Abfall, Landnutzung & Ökologie und Umwelt. In Deutschland besteht Stand 2023 ein Marktanteil von ca. 28 % für diese Zertifizierung, die hier vom TÜV-Süd durchgeführt wird.

Reichstagskuppel, Gebäudezertifizierung in Deutschland
Reichstagskuppel, Gebäudezertifizierung in Deutschland

Konsequenzen für die Immobilienpraxis

Diese globalen und nationalen Vorgaben haben konkrete Auswirkungen auf Immobilien und die Tätigkeit von Investoren, Immobiliensachverständigen, Architekten, Maklern und Immobilienverwaltern.

• Immobilienbewertung: Nachhaltigkeitsaspekte werden zunehmend wichtiger für die Wertermittlung. Energieeffizienz, Ressourcenschonung und Klimaresilienz beeinflussen den Marktwert.

• Architektur und Planung: Neubauprojekte müssen den Anforderungen des GEG entsprechen und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. Die Lebenszykluskostenbetrachtung z. B. gem. DIN ISO 15686 wird wichtiger.

• Immobilienverkauf: Zertifizierte Gebäude erzielen oft höhere Verkaufspreise, da sie geringere Betriebskosten versprechen und den Anforderungen umweltbewusster Käufer entsprechen.

• Immobilienverwaltung: Nachhaltiges Facility Management wird zum Wettbewerbsvorteil. Dies umfasst beispielsweise die Optimierung des Energieverbrauchs, die Nutzung erneuerbarer Energien und die Reduzierung von Abfall.

Zur Vertiefung der Informationen

Für weitere Informationen zu den genannten Themen werden folgende Quellen empfohlen: Sustainable Development Goals (SDGs): Die offizielle Webseite der UN (sdgs.un.org) bietet umfassende Informationen zu den einzelnen Zielen. Klimaschutzgesetz (KSG): Die Webseite des Deutschen Bundestages (bundestag.de) stellt die Gesetzestexte und begleitende Informationen bereit. Eine Infobroschüre zum KSG ist beim BMWK (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz) erhältlich. Gebäudeenergiegesetz (GEG): Den Gesetzestext und zugehörige Verordnungen finden Sie ebenfalls auf bundestag.de. CSRD Richtlinie: Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung (EU) 2022/24647. SFDR: Sustainable Finance Disclosure Regulation. EU-Taxonomie-Verordnung: Verordnung (EU) 2020/8526.

Indem Sie sich mit den genannten Rahmenbedingungen auseinandersetzen und Ihr Handeln danach ausrichten, können Sie den Wert Ihrer Immobilie steigern, zur Nachhaltigkeit beitragen und langfristig erfolgreich sein. Bei weiteren Fragen oder Beratungsbedarf, sprechen Sie uns direkt an.

Beitrag von

Till Krüger

Till Krüger

Architektur, Bauanträge, Bewertung, Immobilienberatung, Marketing, Vermittlung

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B.Sc. Architektur | Immobilienkaufmann (IHK)

Unternehmen: Property Value Partner

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