Seit ca. drei Jahren läuft die Planung für die Umgestaltung des Steintorplatzes in Hannover. In die Planung wurden die Bürgerinnen und Bürger der Stadt in Form eines Bürgerbeteiligungsprozesses mit einbezogen. Zu Beginn dieses Jahres wurde ein Entwurf ermittelt, der die Anforderungen der Bürgerschaft erfüllen soll.
Im Jahr 2017 hat der Rat der Landeshauptstadt Hannover den Beschluss gefasst die Durchführung eines Bürgerbeteiligungsprozesses zur Umgestaltung des Steintorplatzes in Hannover zu planen. Das Steintor stellt einen wichtigen, zentral liegenden Platz dar, der an die Fußgängerzone grenzt. Allerdings wiese dieser, laut dem Rat der Landeshauptstadt Hannover, wesentliche Mängel bezüglich der Gestaltung und Funktionalität auf. Die Flächen wirken wenig ansprechend und würden nicht zu einem längeren Aufenthalt einladen. Durch einen Neu- und Umbau der angrenzenden Verkehrsflächen sowie einen Ausbau der oberirdisch verlaufenden Straßenbahnlinie im Sinne der Barrierefreiheit, würden die Flächen des Steintorplatzes neu fokussiert werden. Zu Beginn des Prozesses wurde ein bereits anlaufendes Bebauungsplanverfahren, aus nicht in der Quelle genannten Gründen, von der Politik verworfen. Schließlich hatte der Rat der Landeshauptstadt Hannover aufgrund der zahlreichen Diskussionen um das Vorhaben die Durchführung eines Bürgerbeteiligungsprozesses beschlossen.
Die Ergebnisse des Bürgerbeteiligungsprozesses
In der Zeit zwischen Juni 2018 und Februar 2019 fanden verschiedene Veranstaltungen statt, um über die zukünftigen Begebenheiten des Steintorplatzes zu diskutieren und ein gemeinsames Verständnis über die Zielsetzung zu erarbeiten. Aus diesen Ansätzen der vielen Beteiligten ging die „Steintor-DNA“ hervor. Diese ist in zwei Teile gegliedert. Der erste Teil „Steintor-Werte“ umfasst eine Beschreibung der hervorstehenden Qualitätsmerkmale, die das Steintor in der Zukunft besitzen soll. Der zweite Teil „Steintor-Leitlinien“ enthält Empfehlungen über die Gestaltung. Diese gehen aus der Bürgerbeteiligung hervor und umfassen vier Themengebiete: Raumstruktur, Grün, Nutzung und Mobilität. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung ergaben die Forderung, dass der Platz nicht bebaut werden soll. Der Platz soll weiterhin als Platz dienen und eine Nutzbarkeit für Veranstaltungen bieten. Des Weiteren kristallisierte sich der Wunsch nach einer stärkeren Begrünung heraus.
Im Frühjahr 2019 wurden acht Büros vorgestellt, die innerhalb eines Wettbewerbs die Gestaltung des Steintorplatzes erarbeiten. Der offizielle Start des Wettbewerbs erfolgte am 27. Juni 2019. Die Jury-Entscheidung fiel knapp sieben Monate später am 21. Januar 2020 unter Vorsitz des ehemaligen Oberbaudirektors der Freien Hansestadt Hamburg, Prof. Jörn Walter. Die Jury ernannte die ersten drei Plätze nach einer, der Öffentlichkeit zugängigen Präsentation. Die anonymisierten Entwürfe wurden vor rund 350 Interessenten vorgestellt, deren Anmerkungen in die Entscheidungsfindung mit einbezogen wurden. Die Verkündung des Ergebnisses erfolgte am 23. Februar 2020 von Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay. Am 02. März 2020 wurde der Entwurf des Gewinners vor einem Publikum von über 200 Personen präsentiert und diskutiert.
Der Platz am Steintor in Hannover City soll nach dem Entwurf des Berliner Büros GRIEGER HARZER Landschaftsarchitekten gestaltet werden. Der zweite Platz ging an das Büro LAD+ aus Hannover. Das Büro West 8 aus Rotterdam konnte den dritten Platz sichern. Nach Aussage des Preisgerichtes spiegele der Entwurf von GRIEGER HARZER die Anforderungen und Wünsche der Bürger/innen am besten wider. Das Grundkonzept des Siegerentwurfes besagt, dass der Steintorplatz grüner werden und offene Flächen für Veranstaltungen besitzen soll. Des Weiteren arbeitet das Unternehmen mit der Künstlerin Ina Weise zusammen. Diese beteiligte sich am Gestaltungsprozess und schlug zentral auf dem Platz eine hohe Säule vor, die als digitales Lichtkunstwerk fungieren soll.
„Ein urbaner Lustplatz“ – Der Entwurf des Gewinnerbüros
Die Leitidee des Entwurfes von Grieger Harzer lautet „Lust auf Stadt“. Das Steintor stelle den Eingang zur Innenstadt dar und gelte als Höhepunkt der Georgstraße. Zudem würde der Platz einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt umfassen. Das Steintor zeichne sich durch eine quirlige, vielfältige, geschäftige und vergnügte Atmosphäre aus. Diese Merkmale sollen durch die Neugestaltung aufgegriffen werden. Das Steintor ist schon seit langer Zeit ein Ort, an dem Bürgerinnen und Bürger zu besonderen Veranstaltungen zusammenfinden. Das Zentrum des Platzes soll weiterhin für derartige Gelegenheiten freigehalten werden. Diese Fläche soll den Bürgern/innen einen Ort bieten, an dem sie Engagement zeigen und Demonstrationen sowie Kultur- und Sportveranstaltungen ausüben können.
Die 25 Meter hohe Säule soll das Steintor sichtbar in das Stadtgefüge eingliedern. Außerdem soll sie als ein Monument dienen, dass die Teilhabe der Bürger/innen symbolisiert. Die Säule wird unter einer Oberfläche aus Stein LED-Flächen besitzen. Diese sind frei programmierbar und bilden Texte und Grafiken ab, die am unteren Teil der Säule statistische Kategorien, wie z.B. Alter, Herkunft und Geschlecht der Einwohner Hannovers zeigen. Auf dem mittleren Teil der Säule befinden sich animierte hochlaufende Balken aus Licht. Diese sollen inhaltlich und künstlerisch für eine bunte und lebendige Bürgerschaft stehen. Die Spitze des Lichtkunstwerkes enthält eine Lichtquelle. Diese soll an einen Leuchtturm erinnern und den Platz bei Nacht erleuchten.
Der Entwurf sieht eine geänderte Platzstruktur hervor, wodurch sich die Mitte der Fläche herausstellen soll. In nördlicher und südlicher Richtung sollen die Ränder des Platzes abgesenkt werden. So entstehen mehr Stufen zum Sitzen. Die bereits vorhandene Absenkung an der Goseriede Höhe Lange Laube soll erhöht werden. Durch diesen Schritt wird die Überquerung des Platzes von Osten nach Westen für Fahrradfahrer und Fußgänger vereinfacht.
Der Bereich vor der baulichen Kante des Platzes soll als einfache Abgrenzung zwischen der Mitte der Fläche und den umliegenden Läden dienen. Des Weiteren werden auf dem Platz urbane Sportangebote und ein WC zu finden sein. Auf diese Art und Weise soll eine Förderung des Austausches und Aufenthaltes von Gästen, Gewerben und Bürgern ermöglicht werden.
Ein wichtiger Aspekt des Entwurfes stellt eine stärkere Begrünung dar. Zur Umsetzung werden die bereits vorhandenen Baumreihen beibehalten und es wird eine Verdichtung dieser vorgenommen. Eine neue Bepflanzung mit schnell wachsenden Laubbäumen soll eine größere Schattenfläche erzeugen. Auf den Flächen, die keine Bäume besitzen und als Flächen für Veranstaltungen genutzt werden können, sollen sich Wasserspiele befinden. Des Weiteren soll ein neues Management für Regenwasser und Bewässerung die vorhandene Vegetation über einen langen Zeitraum lebhaft halten.
Der Steintorplatz soll aus Oberflächenbelägen bestehen, die eine Barrierefreiheit ermöglichen. Dazu sollen bereits vorhandene, sich in der Umgebung befindende Materialien genutzt werden, die typisch für das Bild der Stadt Hannover sind. Ergänzt werden diese durch neu gewählte Materialien. Robuste und hochwertige Gehwegplatten, Großsteinpflaster und Betonteile sollen die Erscheinung des Platzes verbessern. Jene Bereiche, die nicht mehr genutzt werden sollen mit niedrigen Hecken bepflanzt werden. Durch die Wahl von robusten Materialien wird mit einem geringeren Aufwand zur Pflege gerechnet, wodurch eine langfristige Funktion gewährleistet werden soll.
Zwei auf der Unterseite verspiegelte Gründächer sollen als Verbindung zwischen Georgstraße und Steintorplatz dienen. Außerdem sollen auf diese Art ebenfalls die U-Bahn-Zugänge gekennzeichnet werden.
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hannover haben klare Vorstellungen davon, wie das Steintor in Zukunft erscheinen soll. Bis zum jetzigen Zeitpunkt kamen vermehrt Stimmen aus der Bevölkerung, der Platz sei kein einladender Aufenthaltsort. „Es bleibt Platz für den Platz“, so Urban Catalyst Chef, Klaus Overmeyer. Das Unternehmen begleitete den Prozess der Bürgerbeteiligung von Beginn an. Dies und eine stärkere Begrünung sind die eindeutigsten Ergebnisse, die durch die Beteiligung der Bürger erarbeitet wurden.
Autor: Pauline Born, Mitarbeiterin Content Management
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